Landeskoordination Thüringen

Ideologien der Ungleichwertigkeit

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage bezieht alle Ideologien der Ungleichwertigkeit in seinen Handlungsansatz mit ein. Das bedeutet: Wir beschäftigen uns gleichermaßen mit Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts, körperlicher Merkmale, der politischen Weltanschauung und der sexuellen Orientierung. Darüber hinaus wenden wir uns gegen alle demokratiegefährdenden Ideologien (Bundeskoordination SoR-SmC – Für ausführlichere Informationen besuche die Website der Bundeskoordination).

Wie kann Diskriminierung aussehen?

  • soziale/​​wirtschaftliche/​​politische Benachteiligung
  • Beleidigung/​​Verleumdung
  • Mobbing
  • Ausgrenzung
  • Ungerechtigkeit/​​unfaire Behandlung
  • Physische Gewalt
  • Einschüchterung

Es gibt verschiedene Formen von Diskriminierung bzw. Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Sie sind alle verwurzelt in Ideologien der Ungleichheit. Menschen werden dabei nicht als einzelne Menschen gesehen, sondern aufgrund ihrer angeblichen oder tatsächlichen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe bewertet. Verallgemeinerungen, negative Zuschreibungen und Vorurteile führen zur Abwertung der »Anderen« und Aufwertung der »eigenen« Gruppe.

Diskriminierung kann auf individueller Ebene, also auf zwischenmenschlicher Ebene, stattfinden, aber auch auf struktureller Ebene, beispielsweise durch Schule, Gesetze oder Stadtgestaltung, wenn Menschen systematisch ausgegrenzt werden.

Im Folgenden findest Du eine Auflistung unterschiedlicher Diskriminierungsformen und kurze Erklärungen.
Die Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Themen

Ableismus

Ableismus (von engl. able = fähig) ist die Abwertung von Menschen mit Behinderung und richtet sich gegen Menschen, »die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können« (UN 2006, Artikel 1). Diese Beeinträchtigungen werden oft als Abweichung von einer vermeintlichen »Normalität« bewertet. Es kommt immer wieder zu Ausgrenzungen und Beleidigungen. Oftmals werden die Personen auf gesellschaftlicher Ebene behindert. So gibt es unterschiedliche Barrieren, die Menschen mit Behinderung die Teilnahme am öffentlichen Leben erschweren oder gar verwehren. Es ist normal, verschieden zu sein.

Altersdiskriminierung

Diskriminierungen aufgrund des Alters sind weit verbreitet. Meist steht hinter den Benachteiligungen die pauschale Annahme, dass Menschen wegen ihres Alters bestimmte Fähigkeiten entweder noch nicht oder nicht mehr besitzen. Diese Zuschreibungen führen zu Einschränkungen in gesellschaftlicher Teilhabe und im selbstbestimmten Leben. Jüngere können ebenso von Altersdiskriminierung betroffen sein wie Ältere: Die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen wird auch »Adultismus« und die Diskriminierung von alten Menschen »Ageismus« genannt.

Antisemitismus

Antisemitismus bezeichnet eine Feindlichkeit gegen Jüdinnen und Juden, das Judentum und/​oder den Staat Israel. Sie äußert sich in unterschiedlichen Formen von Hass, feindlichen Einstellungen, Äußerungen, Handlungen und Vorurteilen. Häufig ist Antisemitismus Teil eines umfassenden Weltbildes: Verschwörungserzählungen erklären Jüdinnen und Juden als verantwortlich für verschiedene negative Entwicklungen und Ereignisse in der Welt. Die Besonderheit von Antisemitismus gegenüber anderen Diskriminierungsformen ist, dass Jüdinnen und Juden dadurch eine unheimliche Macht zugeschrieben wird.
Der Begriff Antisemitismus entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als er zu einer zentralen Motivation verschiedener rechtspolitischer Bewegungen wurde. Judenhass und die Verfolgung von Juden und Jüdinnen hat jedoch eine viel längere Geschichte, die insbesondere durch die christlichen Kirchen geprägt wurde. Die Ideologie des Nationalsozialismus ist besonders eng mit antisemitischem und rassistischem Gedankengut verbunden. In Deutschland kam es in der Zeit des Nationalsozialismus zur Verfolgung und zum Massenmord an Juden und Jüdinnen. Die Shoah oder der Holocaust ist die katastrophale Zuspitzung der Verfolgung in Europa.

Klassismus

Klassismus benennt die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres (zugeschriebenen) sozialen Status. Von dieser Art der Diskriminierung sind überwiegend arme Menschen und Arbeiter*innen betroffen. Die soziale Herkunft beeinflusst in Deutschland maßgeblich, welche Möglichkeiten aber auch Beschränkungen Menschen im Leben haben. Unterschiedliche Lebensweisen werden dabei auf- oder abgewertet.
Das kann sich unterschiedlich äußern: Beispielsweise durch die Abwertung von arbeitslosen oder wohnungs- und obdachlosen Menschen. Wie andere Diskriminierungsideologien beruht auch diese Herabsetzung auf Vorurteilen. Ungeachtet der oft schwierigen individuellen Lage und Geschichte von Arbeitslosen oder Wohnungslosen werden ihnen bestimmte Charaktereigenschaften pauschal zugeschrieben und ihre Situation als selbstverschuldet begriffen. Gesellschaftliche Ursprünge der Arbeits- und Wohnungslosigkeit werden dabei ignoriert. Die Ursachen für die Abwertung liegen in einem Nützlichkeitsdenken für die Gesellschaft und in den Normalitätsvorstellungen eines gewissen Lebensstils, der einen geregelten Tagesablauf, mit einem festen Arbeitsplatz und eine feste Unterkunft beinhaltet.

Rassismus

Rassismus beruht auf einer Ideologie der Ungleichwertigkeit, die Gruppen von Menschen anhand tatsächlicher oder vermeintlicher Merkmale abwertet. Solche Merkmale können Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion und weitere sein. Rassismus äußert sich durch Gewalt und alltägliche Anfeindungen, ist aber auch strukturell in unserer Gesellschaft verankert – wir leben in einer rassistischen Gesellschaft. Rassismus wurde früher meist biologisch durch race (»Rasse«) begründet. Heute wird er stattdessen häufig durch eine vermeintlich feststehende »Kultur« begründet. Das wird Kulturrassismus genannt.

Rassismus hat viele Ausprägungen:

  • Rassismus gegen Sinti und Roma

Rassismus gegen Roma und Sinti wird auch Antiromaismus oder Gadjé-Rassismus genannt. Dabei werden Roma und Sinti werden aufgrund von Vorurteilen und Stereotype verleumdet, verfolgt und ermordet. Der Begriff »Porajmos« erinnert und benennt den Völkermord an Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Roma und Sinti werden oft mit dem Z-Wort benannt. Dieser Begriff hängt eng mit den Vorurteilen und Anfeindungen, die Roma und Sinti entgegen gebracht werden, zusammen und ist deswegen rassistisch.

  • Antislawischer Rassismus

Antislawischer Rassismus bezeichnet die Diskriminierung und Abwertung von »slawischen« Menschen. Er kann sich pauschal gegen die Bevölkerungen von Ländern wie Polen, Russland, Ukraine, Serbien, Bulgarien usw. richten. Antislawischer Rassismus wird trotz seiner bedeutsamen Rolle in der deutschen Geschichte und Gegenwart in Debatten über Rassismus häufig übersehen.

  • Anti-Schwarzer Rassismus

Anti-Schwarzer Rassismus benennt die rassistische Diskriminierung und Abwertung von Schwarzen, afrikanischen und afro-diasporischen Menschen. Historisch ist er als Rechtfertigung für die Versklavung afrikanischer Menschen und des Kolonialismus entstanden.

  • Antiasiatischer Rassismus

Antiasiatischer Rassismus benennt die rassistische Diskriminierung und Abwertung von »asiatisch« gelesenen Menschen. Während der Corona-Pandemie erstarkten Feindbilder gegen Asiat*innen und asiatisch gelesene Menschen.

  • Antimuslimischer Rassismus

Antimuslimischer Rassismus richtet sich gegen Anhänger*innen des islamischen Glaubens (Muslim*innen). Ihm liegen rassistische und stereotype Vorstellungen von Muslim*innen zugrunde, die durch die europäische Erfindung des »Orients« (Orientalismus) und Kolonialismus begründet wurden.

  • Abwertung von Asylsuchenden

Mit Abwertung von Asylsuchenden ist eine vorurteilsbehaftete und feindselige Einstellung gegenüber Menschen gemeint, die Asyl suchen. Asyl ist ein Menschenrecht und in Deutschland Grundrecht und bedeutet Schutz vor Verfolgung. Vorurteile gegenüber Asylsuchenden haben meist ihren Ursprung in rassistischen Haltungen. Oft behaupten Asylgegner*innen neidvoll eine Besserstellung von Asylsuchenden, der meist jegliche reale Grundlage fehlt.

Sexismus

Sexismus ist eine Form von Diskriminierung, bei der Menschen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt, unterdrückt oder angefeindet werden. Sexistische Ansichten beruhen auf getrennten Geschlechterrollen und einer Rangordnung, bei der der »Mann« eine übergeordnete Rolle einnimmt. Sexismus wendet sich primär gegen FLINTA* in der Form von Benachteiligungen, Beleidigungen und Übergriffen. Ein gesellschaftliches System, das Sexismus normalisiert und von cis-Männern geprägt und kontrolliert wird, heißt Patriachat. Auch cis-Männer können durch patriarchale Erwartungen Leid erfahren, wenn sie männliche Geschlechterrollen, z.B. dass sie besonders hart sein müssen, nicht erfüllen.
Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen.

Queer- und Transfeindlichkeit

Queer- und Transfeindlichkeit kann unterschiedliche Ausprägungen annehmen und reicht von der Verbreitung von Vorurteilen bis hin zu Gewalttaten gegen queere bzw. trans Personen.
Queer ist ein Sammelbegriff für verschiedene geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen, die von der binären, cis-geschlechtlichen, hetero Norm abweichen. Trans Personen sind Menschen, deren Geschlecht sich von dem Geschlecht unterscheidet, das ihnen bei der Geburt zugewiesenen wurde. Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugeteilt wurden, sind cis. Trans Menschen können auch nicht-binär sein, also weder männlich noch weiblich. Queer und trans sind Selbstbezeichnungen. Nur die Person selbst entscheidet, ob sie sich als queer oder trans bezeichnen möchte.

Was kannst Du dagegen tun?

  • Du kannst dich über die verschiedenen Diskriminierungsformen informieren, siehe Literaturhinweise.
  • Respektiere andere Menschen, auch wenn sie nicht sind wie du. Behandle sie fair und mit Respekt!
  • Du kannst im Gespräch mit anderen Menschen eure Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufspüren.
  • Schau nicht weg, wenn andere unfair oder schlecht behandelt werden.
  • Du kannst dir Mitstreiter*innen in deiner Schule suchen. Gemeinsam macht ihr euch auf den Weg zu einer Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Hier findest du weitere Informationen dazu
  • Du kannst zusammen mit deinen Freund*innen/​Klassenkamerad*innen und deinen Lehrer*innen Projekte zu diesen Themen in deiner Schule organisieren. Hilfe und Unterstützung bekommst du von uns, der Landeskoordination Thüringen.

Hast du SoRgen in der Schule,

• weil du selbst Diskriminierung erlebst?
• weil du Zeug*in von Diskriminierung bist?

Hast du Fragen zu Diskriminierung?

Dann besuche unsere SoRge-Datenbank!


Weitere Informationen findest du hier